Carsten Linnemann: Eigene Feder - Oktober 2025
Letzte Woche im Deutschen Bundestag fiel ein bemerkenswerter Satz. Lars Klingbeil stand am Rednerpult und sagte: „Der Status quo ist unser Gegner“. Chapeau, Herr Vizekanzler!
Tags darauf hatte ich Sigmar Gabriel an der Strippe, der mehr als deutlich machte, dass das Fenster für Reformen so weit offen stehe wie zuletzt bei der Agenda 2010. In diesen Chor stimmte dann der alte Haudegen Franz Müntefering ein. Die Politik müsse jetzt Mut an den Tag legen. Die Zeit sei reif, so der Erfinder der Rente mit 67.
Und was sagen die Deutschen? Genau das Gleiche. Rund drei Viertel der Menschen hierzulande drücken es laut Allensbach wie einst Udo Jürgens aus: „Jetzt oder nie“. Ihre Forderung: Es braucht spürbare Reformen, die am Ende zum Guten führen. Keine Trippelschritte oder kein Pflaster hier und dort. Bei der Lektüre der Umfrage musste ich sofort an Kurt Tucholsky denken. Von ihm stammt der Satz, dass das Volk das meiste zwar falsch versteht, es aber richtig fühlt. Selten traf er so zu wie heute.
Und unser Bundeskanzler? Der ist mehr als bereit. Friedrich Merz weiß, dass wir nicht nur einen Herbst der Reformen brauchen, sondern eine komplette Wahlperiode der Reformen. Der Bundeskanzler bringt den Mut mit, den es jetzt braucht. Er kann sich auf den Punkt auf das Wesentliche konzentrieren.
Ich weiß, jetzt werden sich wieder Kritiker bei mir melden und sagen, wir sollen die Erwartungshaltung nicht so hochstecken. Aber ganz ehrlich: Ich bin in die Politik gegangen, um verkrustete Strukturen aufzubrechen und unser Land voranzubringen. Es muss doch unser aller Anspruch sein, Reformen auf dem Arbeitsmarkt, bei der Rente, im Gesundheitssystem, beim Staat selbst sowie in der gesamten Wirtschaft anzugehen.
Liebe Mitglieder, merken Sie sich bitte zwei Zahlen, damit werden Sie auch den Letzten in Ihrem Bekanntenkreis überzeugen, dass es jetzt Veränderungen braucht: Der Sozialhaushalt ist in den vergangenen vier Jahren um jährlich rund fünf Prozent gewachsen, während das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt um nicht einmal ein Prozent wuchs. Dass diese Rechnung auf Dauer nicht aufgehen kann, müsste jedem klar sein. Selbst wenn wir jetzt jeden Tag die Umverteilungsmaschine anwerfen, löst es das Problem nicht. Das Problem ist, dass der Kuchen, den wir backen zu klein ist, um unseren finanziellen Hunger zu stillen.
Es muss unser Anspruch sein, dass wir radikal umdenken und den Menschen und Machern unseres Landes wieder vertrauen und nicht misstrauen, indem wir alle mit Regulierungen überziehen, als gäbe es kein Morgen. Ich bin überzeugt: In den nächsten Monaten wird es ein Momentum geben, in dem wir die Chance für ein großes Reformpaket am Schopfe packen müssen. Das wird aber nur funktionieren, wenn wir nicht nur anderen Mut abverlangen, sondern auch selbst mutig sind.
In Saarbrücken finden am kommenden Freitag die Feierlichkeiten zum 35. Tag der Deutschen Einheit statt. Festredner ist unser Bundeskanzler Friedrich Merz. Freuen Sie sich darauf!
Auf geht's!
Ihr Carsten Linnemann
PS: Sehen Sie jetzt die aktuelle Folge Einfach mal machen mit Elisabeth L´Orange und Gordon Repinski.